Die Töpperbahn, das Tor zur Welt

Die letzte Station unserer Schulzendorfer Wanderung soll der Bahnhof sein. So gehört sich das. 

Wer erinnert sich noch?! Es war im Jahre 1893 als die Eisenbahn Einzug hielt im Berliner Nordwesten. Die „Nordbahn“ Richtung Oranienburg gab es bereits. Und nun baute man in Schönholz den Abzweig für die Strecke über Reinickendorf, Tegel, Hennigsdorf und Velten nach Kremmen. Da auf dieser Route mehrere Tonstiche und die zum Teil heute noch bekannten Töpfereien lagen – die Werkstatt von Hedwig Bollhagen in Velten kennen viele – hatte die neue Linie bald den Spitznamen „Töpperbahn“ weg.

Und so geriet Heiligensee unaufhaltsam in den Strudel der Weltgeschichte… Hatte vorher schon die Landstraße nach Hamburg die Verbindung mit der großen Welt hergestellt, kam nun noch die Kremmener Bahn dazu (die allerdings bei der damaligen Verkehrsverwaltung als „Eisenbahn untergeordneter Bedeutung“ klassifiziert wurde, nanu). Noch viel später – wie bereits beschrieben – wurde die Autobahn eine weitere wichtige Verkehrsader. Schulzendorf, eine kleine Siedlung, ein Tor zur Welt. 

Was die „Beyschlag-Siedlung“ in der jüngeren Geschichte vor allem auszeichnet, ist folgendes: Hier lebte viele Jahrzehnte lang der Berliner Arzt, Künstler und Publizist Dr. Wladimir Lindenberg. 1902 in Sankt Petersburg geboren, kam Lindenberg in den zwanziger Jahren zum Studium der Medizin nach Deutschland. Während der NS-Zeit verbrachte er mehrere Jahre in Haft. Seit 1941 in Berlin, baute er aus bescheidenen Anfängen ein Haus in der Beyschlag-Str. 13 e. Es stellte bis zu seinem Tode 1997 die Wohn- und Wirkungsstätte des weithin bekannten Psychiaters dar.

Lindenberg trat bis ins hohe Alter – neben seiner fachärztlichen Tätigkeit – häufig mit kulturwissenschaftlichen Publikationen und Vorträgen an die Öffentlichkeit. Seinem geistigen Erbe fühlt sich heute noch die „Wladimir-Lindenberg-Gesellschaft“ verpflichtet. Ihre Geschäftsstelle in Heiligensee ist im Waldwinkel 2 a zu finden (Tel. 431 26 41). Eines der Hauptanliegen der Gesellschaft ist die Aufarbeitung des umfangreichen Nachlasses, der jetzt im Besitz der Berliner Staatsbibliothek ist. Des Weiteren organisiert die Gesellschaft eine monatliche Veranstaltungsreihe zu kulturellen Themen.